Walk & Talk durch die aktuellen Ausstellungen der HALLE FÜR KUNST Steiermark, die durch die Black Lives Matter-Bewegung erneut an Dringlichkeit gewonnen haben. Die Ausstellungen von Doreen Garner und Kevin Jerome Everson richten somit aktuell die Aufmerksamkeit auf das künstlerische Schaffen zweier afroamerikanischer US-Künstler_innen. Doreen Garner thematisiert in ihrer Ausstellung Steal, Kill and Destroy: A Thief Who Intended Them Maximum Harm den unmenschlichen, ja verachtenden Umgang mit Körpern von verstorbenen Sklaven in den USA im 19. Jhdt. Dass hier der gesamte Hochmut der Europäer mit ihren Weltherrschaftsgedanken und Kolonialismus drinsteckt, muss nicht extra gesagt werden. Medizinische Schulen plünderten im Geheimen Friedhöfe der schwarzen Bevölkerung, um ausreichend Leichen für das Sezieren in ihren Hörsälen zu haben. Diese Übergriffe setzt Garner in großformatigen Installationen ins Bild, die einen bis ins Mark erschüttern. Gezeigt werden skulpturale Arbeiten der jungen New Yorker Künstlerin. Garner bringt in ihren Werken die Auswirkungen von Kolonialismus und Rassismus zum Ausdruck und wendet sich hierfür den problematischen Beziehungen zwischen „Rasse“ und dem medizinischen System in Amerika zu. Ihr besonderes Augenmerk gilt der Ausbeutung schwarzer Sklav_innen im 18. und 19. Jahrhundert, deren Körper im Namen des Fortschritts durch medizinische Experimente missbraucht wurden. Garner lässt uns bewusst werden, wie geschichtliche Ereignisse und Institutionen in den Rassismus verwickelt sind – und wie man sich dagegen wehren kann. Der afroamerikanische Künstler Kevin Jerome Everson zählt zu den renommiertesten Experimentalfilmemachern unserer Zeit. Die unmittelbare Nähe zu den gefilmten Personen, die unterschiedlichen afroamerikanischen Lebens- und Arbeitswelten angehören, kennzeichnen seine Werke. Die Austtellung Recover gibt einen Überblick über das langjährige Schaffen des Künstlers. In den experimentellen Filmarbeiten von Kevin Jerome Everson stehen schwarze Personen im Vordergrund, die oft als Teil ihrer Arbeitskultur und bei der Verrichtung alltäglicher Tätigkeiten gezeigt werden. Dabei vermeidet der Künstler und Filmemacher eindeutige Situationen und vorschnelle Beurteilungen. Der Fokus liegt auf einem fragenden und suchenden Blick, der die Grenzen und Freiheiten schwarzer Lebenswelten auslotet. Die Filmarbeiten von Everson erschöpfen sich aber keinesfalls im Dokumentarischen, vielmehr öffnet sich ein ungeahnter Zugang zur Abstraktion.