InterACT: Geteiltes Leben

06.11. bis 20.11.2025
Theater am Lend, Wiener Straße 58a, 8020 Graz
10,- (statt 20,-)
Notlage trifft auf Notlage. Viele hochbetagte Menschen werden zu Hause professionell betreut. Rund um die Uhr. Dafür verlassen „24-Stunden-Personenbetreuer*innen“ ihr oft fernes Zuhause. In „Geteiltes Leben“ erzählen sie ihre Geschichten. Von Nähe und Verbundenheit, Reibung und Konflikt. Gemeinsam mit dem InterACT-Ensemble geben sie diesen Herausforderungen eine Bühne und laden ein zum Hinschauen und Verändern. Berührend. Bewegend. Herzhaft politisch.
InterACT: Geteiltes Leben
© InterACT
06.11. - 20.11.2025

Notlage trifft auf Notlage: Wenn hochbetagte Menschen zu Hause betreut werden wollen oder müssen, fordert dies Familien und Angehörige. Rund 30.000 Menschen in Österreich entscheiden sich für die 24-Stunden-Personenbetreuung, die zumeist über Agenturen vermittelt werden. Dafür verlassen Betreuer*innen ihr oft fernes Zuhause und teilen ihr (halbes) Leben mit der betreuten Person. Rund um die Uhr.

 

Damit einher gehen Erwartungen, Wünsche und Hoffnungen, aber auch Enttäuschungen, Sprachbarrieren und Missverständnisse. Das führt zu Nähe und Verbundenheit, manchmal zu Reibung und Konflikt. Nicht selten zu seelischen Belastungen, neuen Nöten und Übergriffen.

 

In „Geteiltes Leben“ sind Arbeits- und Lebenserfahrungen von Betreuer*innen auf verschiedenen Ebenen erlebbar. Videoeinspielungen und Theaterspiel werden miteinander verwoben und beleuchten wenig bekannte Aspekte dieser Sorgearbeit. Das Besondere dabei:

  • In erster Linie kommen dabei jene zu Wort, deren Stimmen im öffentlichen und politischen Diskurs nur wenig Rolle spielen: die Personenbetreuer*innen, zwei von ihnen, beide kommen aus Rumänien – wirken als Darstellerinnen mit. Gemeinsam mit dem InterACT-Ensemble werden sie ihren Beruf porträtieren und Forumtheaterszenen auf die Bühne bringen, die sich prekären Arbeits-Realitäten und ihren Auswirkungen widmen.
  • Alles, was auf der Bühne zu sehen sein wird, basiert auf Recherche-Erfahrungen des InterACT-Teams mit mehr als 50 Betreuer*innen, die bei partizipativen Community-Theater-Workshops in Graz (07 und 09/2025), Frohnleiten (07/2025), Wien (07/2025) und Timişoara/Temeswar in Rumänien (07/2027) mitwirkten und dabei ihre Themen, Geschichten, Anliegen zum Ausdruck brachten. Sie bilden den inhaltlichen Kern des Stücks.
  • Das Geschehen auf der Bühne korrespondiert mit den Erzählungen und Perspektiven der Video-Darsteller*innen. Deren Stimmen wurden in Timişoara/Temeswar von einem internationalen Kamerateam aufgenommen, das im Zuge einer europaweiten Forschungsprojekts der Universität Frankfurt “CareOrg” (https://careorg.eu/) einen Dokumentarfilm über die IG 24 dreht.
  • Vom Beginn des Projekts war und ist die IG 24 eine bedeutsame Partnerin in der inhaltlichen Abstimmung, in der Brücke zu den Betreuer*innen und in der Öffentlichkeitsarbeit. Sie setzt sich für mehr Gerechtigkeit und faire Arbeitsbedingungen in der Personenbetreuung in Österreich ein. Weitere Kooperationspartner*innen sind der Verein Inspire, der sich beim Projekt „Zuversicht“ der seelischen Gesundheit von Betreuer*innen gewidmet hat, sowie der Verein Sorgenetz, der sich für die Förderung gesellschaftlicher Sorgekultur mit besonderem Augenmerk auf Alter, Pflege, Demenz und Sterben einsetzt. Mit dabei sind auch zwei Institute der Universität Graz.

 

Das interaktive Aufführungsformat von „Geteiltes Leben“ dient dem Dialog und der Suche nach neuen Handlungsmöglichkeiten: Gemeinsam mit Personenbetreuer*innen, der gesellschaftlichen Öffentlichkeit, Interessenvertretungen und Fachleuten wird nach konkreten Lösungsansätzen gesucht, wie prekären Arbeits- und Lebensbedingungen in der 24-Stunden-Personenbetreuung begegnet werden kann. In der Forumphase kann sich das Publikum aktiv einbringen und Handlungsstrategien direkt vor Ort spielerisch ausprobieren, um diese Fragen zu verhandeln:

Was können Angehörige, Betreuer*innen, Patient*innen tun, um Missverständnissen und Konflikten, aber auch Diskriminierung und Übergriffen zu begegnen?

Was braucht es für eine gute Kooperation?

Wie kann Solidarität entstehen für bessere Arbeitsbedingungen?

Welche Alternativen kann es geben?

 

Zum Hintergrund des Projekts und der „24-Stunden-Personenbetreung“ in Österreich

Geringfügige Anstellung, Teilzeitarbeit, Leiharbeit, Scheinselbständigkeit: Atypische Beschäftigungsverhältnisse werden zunehmend zur Normalität und sind nicht selten von prekären Arbeits- und Lebensbedingungen begleitet.“ Seit 2020 widmet sich InterACT der Thematik „Working Poor – Prekäre Arbeit“. 2025 geht es um prekäre Arbeitsbedingungen in der „24-Stunden-Personenbetreuung“ (live-in care-work).

Rund 55.000 Menschen, zumeist Frauen aus osteuropäischen Ländern arbeiten in Österreich ‚selbständig‘ als Personenbetreuer*innen. Ohne sie das würde das Pflegsystem für hochbetagte, betreuungsbedürftige Menschen zusammenbrechen.

Dennoch werden Personenbetreuer*innen „in Österreich wie Arbeitskräfte zweiter Klasse behandelt. Viele werden in Arbeitssituationen gedrängt, in denen sie einem hohen Risiko von Ausbeutung, Überlastung und Gewalt ausgesetzt sind. Dafür erhalten sie extrem niedrige Honorare und kaum Unterstützung von österreichischen Behörden“ (Flavia Matei, IG 24). So geben bei einer Befragung 45% der Personenbetreuer*innen in Österreich an, Gewalt am Arbeitsplatz erlebt zu haben. Neben geringem Verdienst und teilweise schlechtem Versicherungsschutz ist die Arbeitsbelastung aufgrund der dauerhaften Anwesenheit im jeweiligen Haushalt vor allem emotional sehr hoch. Es gibt keine gesetzlich geregelten Arbeits- und Ruhezeiten. Aktuelle Studien verweisen zudem auf Scheinselbständigkeit, zumal die meisten Betreuer*innen die vertraglichen Arbeitsbedingungen nicht selbst festlegen, diese werden in der Regel von der Vermittlungsagentur bestimmt, von denen es mittlerweile rund 900 in Österreich gibt. Zudem stehen Arbeitsverträge im Vorfeld nur einem geringen Teil der Betreuer*innen zur Verfügung und sie haben trotz der „Selbständigkeit“ keine Entscheidungsfreiheit über ihre Bezahlung oder ihre Zeiteinteilung.

Ein großer Teil der Betreuer*innen ist armutsgefährdet, nur 6 % können von ihrem Einkommen gut leben, der tatsächliche Stundensatz bewegt sich zwischen 3 und 4 €. Das derzeitige Modell der „24-Stunden-Betreuung“ ist nicht auf ein Auskommen in Österreich, sondern auf die Pendelmigration aus Ländern mit niedrigen Lebenshaltungskosten ausgelegt. Auch aus diesem Grund wünschen sich Betreuer*innen eine bessere soziale Absicherung, Arbeitslosengeld und Krankengeld sowie höhere Pensionen. Denn auch nach vielen Berufsjahren beträgt diese oft nicht einmal 200 €.

 

PROJEKTTEAM

Künstlerische Gesamtleitung, Regie, Moderation/Joker: Michael Wrentschur

Darsteller*innen: Maria Czaili, Daniela Hoppaus, Wera Köhler, Maria Reito, Martin Vieregg, Waltraut Wagner

Video-Darsteller*innen: Emilia Lisa Minea, Alexandra Perti, Daniela Constanta Vele

Diskutant*innen: Anna Durisova (CuraFAIR), Simona Durisova (IG 24), Ulla Kriebernegg (CIRAC Uni Graz), Irene Strauss (Inspire) Edith Zitz (Inspire)

Regieassistenz: Sophia Schessl

Öffentlichkeitsarbeit, Kooperationen: Sophia Schessl, Michael Wrentschur

Recherchen, Studien: Michael Wrentschur

Office, Dokumentation: Sophia Schessl

Bühnenbild: Wolfgang Rappel, Markus Wilfling

Kostüme und Ausstattung: Anais Rablhofer

Licht-, Tontechnik, Live-Stream: Tom Bergner und Team

Videoaufnahmen und -bearbeitung: Olena Fedyuk, Zsófia Paczolay, Viktor Nemeth, Wolfgang Rappel

Grafik, Fotografie, Website: Wolfgang Rappel

 

In enger Kooperation mit: IG 24 – Initiative für Gerechtigkeit in der Personenbetreuung in Österreich (https://ig24.at/de/)

Weitere Kooperationspartner*innen: Arbeitsbereich Sozialpädagogik am Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft der Universität Graz, Armutsnetzwerk Steiermark, CIRAC-Zentrum für Interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung an der Universität Graz, Inspire- Bildung und Beteiligung, SORGENETZ.

 

Mit Unterstützung von: Bundesministeriums für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport (BMWKMS), IG Netz; Land Steiermark Kultur; Land Steiermark Soziales; Land Steiermark Bildung und Gesellschaft; Stadt Graz Kultur; Stadt Graz Soziales; ProEuropeanValues AT/ EU; Das andere Theater; Theater im Lend, Hunger auf Kunst und Kultur, LAUT Weitere Infos unter: https://www.interact-online.org/aktuell/geteiltes-leben

InterACT: Geteiltes Leben
06.11. bis 20.11.2025
Theater am Lend, Wiener Straße 58a, 8020 Graz
10,- (statt 20,-)
InterACT: Geteiltes Leben
06.11.2025, 19:30 Uhr
10,- (statt 20,-)
07.11.2025, 19:30 Uhr
10,- (statt 20,-)
08.11.2025, 19:30 Uhr
10,- (statt 20,-)
18.11.2025, 19:30 Uhr
10,- (statt 20,-)
19.11.2025, 19:30 Uhr
10,- (statt 20,-)
20.11.2025, 19:30 Uhr
10,- (statt 20,-)
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