„Exit“ ist die Arbeit des jungen belgischen Choreografen Piet Van Dycke, die derzeit auf vielen europäischen Festivals gefeiert wird – eine spielerische und raffinierte Kombination aus Akrobatik, Tanz, Slapstick und Balance-Kunst. Vier Akrobaten bewegen sich mit scheinbar müheloser Leichtigkeit in einer beeindruckenden Installation aus drehbaren Wänden und schwingenden Türen. Die aufregende Performance erzählt mit perfekter Körperkunst vom Spiel mit der Kraft und den Kräften, vom Streben nach Unabhängigkeit und Individualität, vom Zueinanderfinden und der Erkenntnis, dass jeder Ausgang auch gleichzeitig ein Eingang ist.
Dauer: 55′ / Empfohlen ab 8 Jahren
Anmeldung möglich bis 21.7.2023
In einer Zeit der großen Migrationsbewegungen sind Fragestellungen wie: Wo gehe ich hin und wo komme ich an? Gehe ich allein oder mit anderen? Wer hilft mir und wer hindert mich? Wann bin ich zu Hause und wer hat die Macht über den Raum, den ich betreten oder nicht betreten darf. Diesen und vielen anderen Fragen widmet sich die Produktion „Exit“.
Auf der Bühne befindet sich ein großes viereckiges Gerüst, das aus fünf Türen und einem Boden besteht. Ein Darsteller durchschreitet geschickt die mittlere Tür. Diese einfache Handlung des Eintretens und Wiederverlassens stellt sofort den ersten Bezug zum Titel „Exit“ her. Als Nächstes betreten die anderen drei Darsteller ebenfalls die Bühne, vorbei am Publikum. Auch sie gehen durch die mittlere Tür, einer nach dem anderen. Sie erscheinen und verschwinden abwechselnd. Das Hinein- und Hinausgehen markiert den Unterschied zwischen einem abstrakten Innen- und einem abstrakten Außenraum der Szenografie.
Die Türen ziehen die Trennungslinie. Entscheiden sie sich dafür, sich selbst oder den anderen zu fördern? Entscheidet sich die Gruppe dafür, kollektiv oder individuell zu arbeiten? Die Vielzahl der Entscheidungen, die getroffen werden, führt zu mehrdeutigen Antworten auf diese Fragen. Es gibt also nicht die eine Antwort, sondern eine Flut von Wahlmöglichkeiten.
Die Dramaturgie dieser Aufführung lässt mehrere Interpretationen zu. In dem Maße, wie sich der Raum auf der Bühne verwandelt und wächst, verändert sich auch der Blick. Es entstehen neue Möglichkeiten und damit auch andere Erwartungen beim Betrachter. Könnten die Dinge aufgrund des erhöhten Risikos schief gehen? Die Erkundung des neuen Raums erfordert von den Akrobaten neue Arbeitsweisen. Eine Herausforderung, die gemeinsam bewältigt werden muss, denn allein können sie es nicht schaffen.
Trotz äußerst riskanten und spektakulären Zirkustechniken, ist „Exit“ keine Zirkusshow, die nach Spektakel schreit. Vielmehr geht es in der feinsinnigen Choreographie um die Botschaft, dass wir als menschliche Wesen den Raum, den wir haben, mit anderen teilen müssen. Neue Orte zu schaffen oder zu entdecken, gelingt uns gemeinsam besser als allein, so der Choreograph Piet Van Dycke.