Der Verein für Gedenkkultur in Graz hat im Juli 2013 das Projekt „Stolpersteine“ des Kölner Künstlers Gunter Demnig erstmals auch in Graz umgesetzt. Ein Projekt, mit dem an das Leben jener Menschen erinnert wird, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben, in den Suizid getrieben worden sind oder von „Arisierungs“-Enteignungen betroffen waren. Dabei wird sowohl jüdischer Opfer gedacht als auch jener Menschen, die Opfer politischer, religiöser, ethnischer Verfolgung waren, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung ermordet wurden, wegen Verweigerung des Kriegsdienstes oder weil ihr Leben als „unwert“ galt (sogenannte „Euthanasie“). Anhand von individuellen Opfer-Geschichten aus der eigenen Stadt wird ein Zugang zum Gräuel des Nationalsozialismus geschaffen, aber auch andere Aspekte wie der Umgang mit Minderheiten, Zivilcourage oder Flucht und Migration – alles Themen, die auch aktuell von Bedeutung sind – behandelt.
Gemeinsam hören wir auch die Geschichte von Paul Herzog und folgen seinem Bericht am Lauftextmahnmal. Dieses Mahnmal erinnert im öffentlichen Raum an die Gewalttaten der Novemberpogrome 1938 anhand der Erlebnisse eines Zeitzeugen, Landesrabbiner Dr. David Herzog, in der Pogrom-Nacht vom 9. auf den 10. November 1938. In Graz wurde in dieser Nacht der gewaltsamen Ausschreitungen nicht nur die Synagoge in Brand gesteckt. Landesrabbiner Dr. David Herzog zerrte man wie viele andere Juden aus seiner Wohnung, misshandelte ihn auf offener Straße und drohte ihm lautstark mit dem Tode. Sein Zeitzeugenbericht wurde von Catrin Bolt entlang jener Strecke über ca. 800 Meter von seinem Wohnhaus bis zum Griesplatz, die er zu Fuß unter Misshandlungen und Todesdrohungen durch die Stadt getrieben wurde, als Lauftext am Gehsteig aufgebracht.