Der Papa wird 80. Das gehört gefeiert. Vier Geschwister mit sehr unterschiedlichen familiären Bedürfnissen gründen eine Whatsapp-Gruppe, um dieses Ereignis besser planen zu können.
Im Zuge der Vorbereitungen treten Dinge aus der Vergangenheit zu Tage, die von Verletzungen erzählen; und die eigentlich in der offiziellen Geschichtsschreibung der Familie nicht vorkommen. Und der Papa? Der will von dem allen nichts wissen, der interessiert sich mehr für seine Rosen als für seine Kinder. Und das, obwohl alles im Grunde mit ihm zu tun hat. Es ist eine österreichische Familie.
Es sind alles nette Leute, keine Frage. Sie sehnen sich nach Harmonie und Geborgenheit in der Familie, weil ja sonst alles den Bach runtergeht. Doch stehen sie sich dabei fürchterlich im Weg. Wir beobachten sie beim Straucheln, beim Streiten, beim Lieben.
Das TiB gehört einer Generation an, in deren Kindheit zumeist das Rollenverständnis von „Vater, Mutter, Kind“ noch unhinterfragt gelebt wurde. So reflektiert die Produktion das patriarchale Verständnis von Familie in der Wohlstandsgesellschaft, in der der Vater das uneingeschränkte Familienoberhaupt ist, der mit starker Hand – oft durchaus im Wortsinn – herrschte. Hier drehte sich alles um den alten Patriarchen, der den Wohlstand der Familie ermöglichte und dem die Familienmitglieder seine emotionale Unbeteiligtheit und Abwesenheit in Familiensachen verziehen. Geldverdienen ist eine Notwendigkeit, sozialer Aufstieg eine gesellschaftliche Pflicht. So sind wir aufgewachsen, zumindest die meisten von uns.
Der Text nimmt sich neben der stilistischen Untersuchung von WhatsApp-Nachrichten erzählerische Anleihen bei Adalbert Stifters Naturbeschreibungen ebenso wie bei seinem konservativen, restaurativen Familienbild. Das Biedermeier ist zurück bzw. war es jemals wirklich überwunden?
MIT:
Jacob Banigan, Juliette Eröd, Gabriela Hiti, Lorenz Kabas, Frans Poelstra, Martina Zinner
REGIE UND KONZEPT:
Frans Poelstra, Monika Klengel
TEXT:
Monika Klengel und Ensemble
AUSSTATTUNG:
Helene Thümmel
SOUND DESIGN UND TECHNIK:
Moke Rudolf-Klengel
LICHTDESIGN: Martin Schneebacher
Dank an Anna Schwinger, Christoph Loidl und Michael Nußbaumer