Ein explosiver Familiencocktail interpretiert in emotionaler Schräglage.
Das versuchte Zusammenleben dreier Generationen in einem Haus, das der dementen Großmutter Queen Lear durch Überschreibung auf ihre Kinder nicht mehr und ihrem Sohn und dessen Frau und Tochter noch nicht wirklich gehört, gerät bald zur Überforderung. Mit der eingegangenen Verpflichtung zur Pflege der Großmutter und der Verantwortung für die eigene junge Familie, mutiert das Terrain zum Boxring. Midlifecrisis, Pubertät, Wechseljahre und das Versinken in Demenz führen zu fights zwischen den Familienmitgliedern. Am Ende steht das knock out für Queen Lear – abgeschoben ins Heim am Lebensabend.
Ein Stück für Menschen von 12 – 99 Jahren, welches das Verständnis füreinander und das Gespräch zwischen den Generationen anregen soll.
Weitere Vorstellungen 2.,3.,7.,9.,10.,12.,13.,14. Oktober 2020. Die Kulturlots*innen-Ermäßigung gilt für alle Termine.
Queen Lear: Roswitha Soukup Jakob, ältester Sohn: Michael Brantner Magda, seine Frau: Tessa Gasser Alina, deren Tochter: Lisa Rohrer Peter, mittlerer Sohn: Alexander Mitterer Katharina, Tochter: Christine Teichmann
Queen Lear beschäftigt sich intensiv mit dem Zusammenleben der Generationen, der Rolle der (insbesondere älteren) Frau und den Verantwortlichkeiten der Gesellschaft für Pflege und Betreuung, die vermehrt aus dem familiären Kontext in die Öffentlichkeit auslagert werden. Queen Lear bezieht sich dabei auf die Grundproblematik des Shakespearschen „King Lear“, der Überprüfung des Wahrheitsgehalts von Kinderliebe anhand ihrer Taten. Die Witwe Queen Lear, Jahrgang 1935, hat das Haus ihren Söhnen überschrieben, in der Hoffnung, von ihnen bis zum Ableben versorgt und gepflegt zu werden. Ihre Tochter hat diese Lösung als nicht zumutbar empfunden und auf das Erbe verzichtet. Als der älteste Sohn nach dem Verlust seines Arbeitsplatzes mit seiner Familie tatsächlich einzieht, verliert Queen Lear mehr und mehr an eigenem, selbstbestimmten Lebensraum. Die Schwiegertochter übernimmt die Pflege und fühlt sich damit schon bald überfordert und in ihrem eigenen Lebensentwurf behindert, genauso wie die Enkelin, die ihre Freundinnen und das Stadtleben vermißt. Keiner der Familienmitglieder fühlt sich am richtigen Platz. Mit zunehmender Demenz der Großmutter Queen Lear, treten auch die traumatischen Erlebnisse ihrer vom Krieg geprägten Kindheit beängstigend in den Vordergrund. In der ihr immer fremder werdenden Welt geht sie mehr und mehr unter. Das Haus wird zu einem Boxring in dem sich die Familiengefechte ereignen. Gleichzeitig ist dieser abgegrenzte Bereich auch Insel für die demente Queen Lear, die um Ihre Würde und ihre Selbstbestimmung ringt und gegen die immer heftigere Bevormundung durch die eigenen Kinder ankämpft. Wie Treibgut umgeben sie das Mobiliar und die Erinnerungsfetzen ihres früheren Lebens. Die Abgrenzungsseile des Boxrings geben da keine Stütze, keinen Halt. Aus Zeitmangel und als unzumutbare Last wird sie in eine öffentliche Pflegeanstalt abgeschoben.